Hilfsfristanalyse 2.0 – Eine gezielte Methode zur Verbesserung des Rettungsdienstes

Zwei Rettungswagen vor der Notaufnahme eines Krankenhauses

Die Einhaltung der Hilfsfrist gehört zu einem der wichtigsten Parametern zur Bewertung der Leistungsfähigkeit des Rettungsdienstes in Deutschland. Es ist teilweise gesetzlich vorgeschrieben, dass Rettungskräfte innerhalb einer bestimmten Zeitspanne am Einsatzort eintreffen, um eine schnelle und effektive Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Diese Vorgaben, die von Bundesland zu Bundesland variieren, werden jedoch in vielen Regionen häufig nicht erfüllt. Solche Hilfsfristüberschreitungen können schwerwiegende Konsequenzen haben und stehen häufig in direkter Verbindung mit der Versorgungsqualität im Notfall.

Die Gründe für diese Überschreitungen sind oft vielschichtig und liegen nicht immer an einem isolierten Faktor. Deshalb ist es notwendig, diese Überschreitungen nicht nur zu dokumentieren, sondern die spezifischen Ursachen zu verstehen. Mit der „Hilfsfristanalyse 2.0“ hat die antwortING Beratende Ingenieure PartGmbB eine Methode entwickelt, die eine tiefgehende Analyse der Hilfsfristüberschreitungen ermöglicht. Das Besondere an diesem Ansatz ist, dass die Gründe für die Nichteinhaltung der Hilfsfrist sichtbar gemacht und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Hilfsfristerreichung abgeleitet werden können.

Das Problem

Deutschlandweit gibt es teilweise klare gesetzliche Vorgaben für die maximale Zeitspanne zwischen dem ersten Meldeersuchen in der Leitstelle und dem Eintreffen der Rettungskräfte am Einsatzort. Diese Zeiten variieren je nach Region, jedoch wird in den meisten Bundesländern eine Hilfsfrist von 10 bis 15 Minuten als Standard angesehen. Doch trotz der gesetzlichen Vorgaben und gut aufgestellter Rettungsdienste wird die Hilfsfrist in vielen Fällen nicht erreicht. Dies stellt ein ernsthaftes Problem dar, da jede Minute zählt, insbesondere bei kritischen Notfällen wie Herzinfarkten, Schlaganfällen oder schweren Verkehrsunfällen.

In der Praxis wird die Hilfsfrist aus einer Kombination mehrerer Zeitspannen gebildet: die Dispositionsdauer (die Zeit, die die Leitstelle benötigt, um das/die geeignete/n Rettungsmittel zu alarmieren), die Ausrückdauer (die Zeit vom Eingang der Alarmierung bis zur Abfahrt des/der Einsatzmittel) und die Fahrdauer zum Einsatzort. Abhängig von den Regelungen, der Verkehrssituation und der verfügbaren Infrastruktur können diese Zeitspannen stark variieren. Häufig werden Hilfsfristüberschreitungen auf äußere Faktoren wie Staus oder schlechtes Wetter zurückgeführt. In vielen Fällen sind die Ursachen jedoch systemischer Natur, wie z. B. eine unzureichende Personalbesetzung, mangelhafte Einsatzplanung oder unvorteilhafte Standortstrukturen.

Unser Ansatz: Hilfsfristanalyse 2.0

Die „Hilfsfristanalyse 2.0“ von antwortING setzt genau an diesen Punkten an. Diese Methode zielt darauf ab, die Gründe für die Hilfsfristüberschreitungen detailliert zu analysieren und so gezielte Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Dabei wird nicht nur dokumentiert, dass eine Überschreitung stattgefunden hat, sondern auch die exakten Ursachen dafür werden analysiert. So kann beispielsweise festgestellt werden, ob die Dispositionsdauer zu lang war, die Ausrückdauer verzögert wurde oder ob die geographische Lage des Einsatzortes eine rechtzeitige Anfahrt verhinderte.

Die Analyse der Gründe für Hilfsfristüberschreitungen liefert wertvolle Informationen, um konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Nur wenn klar ist, welche Ursache für die Überschreitung verantwortlich war, kann gezielt an der richtigen Stelle angesetzt werden. Eine der großen Stärken der „Hilfsfristanalyse 2.0“ ist, dass sie nicht nur retrospektiv arbeitet, sondern auch zukünftige Einsätze optimieren kann, indem mögliche Schwachstellen im System aufgedeckt und behoben werden.

Gründe für Hilfsfristüberschreitungen

Die „Hilfsfristanalyse 2.0“ identifiziert eine Reihe von möglichen Ursachen, die zu einer Überschreitung der Hilfsfrist führen können. Zu den häufigsten gehören:

  • Ausrückdauer zu lang: Wenn das Einsatzmittel nicht zeitnah nach der Alarmierung ausrückt, kann dies erhebliche Verzögerungen verursachen.
  • Dispositionsdauer zu lang: Eine ineffiziente oder verzögerte Zuordnung des Einsatzes durch die Leitstelle kann die Hilfsfrist ebenfalls negativ beeinflussen.
  • Ausrückdauer und Dispositionsdauer gemeinsam: In einigen Fällen können sowohl die Dispositions- als auch die Ausrückdauer zu Verzögerungen führen.
  • Fahrdauer zu lang: Besonders in ländlichen Gebieten oder bei starkem Verkehr kann die Fahrdauer ein kritischer Faktor sein.
  • Dokumentationsfehler: Auch fehlerhafte oder unvollständige Dokumentationen können zu falschen Berechnungen und Analysen führen.
  • Unklare Gründe: In manchen Fällen lassen sich die Ursachen für die Überschreitung nicht eindeutig identifizieren.

Aus der Praxis

Die Hilfsfristanalyse 2.0 wird in verschiedenen Projekten der antwortING Beratende Ingenieure PartGmbB bereits erfolgreich eingesetzt. In Zusammenarbeit mit diversen Rettungsdienstbereichen werden regelmäßig Berichte zur Qualitätssicherung erstellt, in denen Zeitreihen über mehrere Jahre fortgeschrieben werden. So lassen sich Entwicklungen über längere Zeiträume beobachten und gezielt Defizite beheben.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass diese Methode äußerst effektiv ist. Durch die detaillierte Auswertung der Einsatzdaten und die Identifizierung der Ursachen für Hilfsfristüberschreitungen konnten gezielte Maßnahmen zur Verbesserung ergriffen werden. Dies führt nicht nur zu einer verbesserten Einhaltung der Hilfsfrist, sondern trägt auch zur allgemeinen Optimierung der Rettungsdienststrukturen bei. Ein entscheidender Vorteil der Hilfsfristanalyse 2.0 ist, dass sie an die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten eines Rettungsdienstbereichs angepasst werden kann.

Fazit

Die „Hilfsfristanalyse 2.0“ ist ein wegweisendes Werkzeug für die Analyse und Verbesserung der Hilfsfristerreichung im Rettungsdienst. Indem die genauen Gründe für Überschreitungen identifiziert werden, können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die Effizienz und Reaktionsfähigkeit im Rettungsdiens zu steigern. Mit dieser Methode können Rettungsdienstbereiche proaktiv handeln, systemische Schwachstellen beheben und langfristig ihre Einsatzqualität verbessern. Die Anwendung der Hilfsfristanalyse 2.0 ist daher nicht nur ein Schritt in Richtung einer besseren Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch ein Beitrag zur Erhöhung der Patientensicherheit und der Rettungsdienstleistung insgesamt.