Hitzewellen und Bevölkerungsschutz: Herausforderungen und Anpassungsstrategien

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in vielen Bereichen spürbar, insbesondere durch eine steigende Zahl und Intensität von Hitzewellen. Diese stellen eine zunehmende Herausforderung für den Bevölkerungsschutz dar, da sie nicht nur gesundheitliche Risiken für vulnerable Gruppen mit sich bringen, sondern auch kritische Infrastrukturen und Einsatzkräfte belasten.
Untersuchungen zeigen, dass bei einer globalen Erwärmung von +2,0 °C die hitzebedingte Mortalität in Berlin innerhalb von sieben Jahren das Niveau der jährlichen COVID-19-Todesfälle erreichen wird. Bei einer Erwärmung von +3,0 °C geschieht dies bereits in fünf Jahren (Batibeniz et al. 2025). Diese Prognosen verdeutlichen, dass Hitzewellen eine vergleichbare Herausforderung für das Gesundheits- und Notfallsystem darstellen wie andere Großereignisse und daher gezielte Maßnahmen im Bevölkerungsschutz erfordern.
Hitzewellen und ihre gesundheitlichen Auswirkungen
Hitzewellen werden als Perioden anhaltend hoher Temperaturen definiert, die über den klimatologischen Durchschnittswerten liegen. Sie können mehrere Tage bis Wochen andauern und treten sowohl in gemäßigten als auch in tropischen Regionen verstärkt auf. Laut WHO sind Hitzewellen die tödlichste wetterbedingte Gesundheitsgefahr weltweit.
Zwischen 2000 und 2019 wurden jährlich 489.000 hitzebedingte Todesfälle verzeichnet, wobei 36 % dieser Fälle in Europa auftraten (Zhao et al. 2021). Besonders extreme Ereignisse wie die Hitzewelle im Jahr 2003, die in Europa 70.000 zusätzliche Todesfälle verursachte, oder der Sommer 2022, in dem 61.672 Menschen in Europa an hitzebedingten Folgen starben, zeigen die Relevanz dieser Thematik (WHO 2024).
Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Personen mit chronischen Erkrankungen sowie sozial benachteiligte Gruppen. Die hitzebedingte Mortalität in der Altersgruppe 65+ Jahre ist zwischen 2000–2004 und 2017–2021 um 85 % gestiegen. Neben akuten gesundheitlichen Folgen wie Dehydrierung und Hitzeschlag können extreme Temperaturen auch bestehende Erkrankungen verschärfen und zu einer erhöhten Belastung des Gesundheitssystems führen.
Zunehmende Häufigkeit und Intensität durch den Klimawandel
Der Klimawandel beeinflusst die Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen erheblich. Die globale Durchschnittstemperatur ist bereits um 1,2 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit gestiegen, und Prognosen deuten darauf hin, dass eine Erwärmung von 2,0 °C bis 2050 realistisch ist (IPCC 2023). In Deutschland hat sich die Zahl der heißen Tage mit Temperaturen über 30 °C seit den 1950er-Jahren mehr als verdoppelt. Während Hitzewellen früher meist nur einige Tage andauerten, sind heute längere Hitzeperioden mit hohen Temperaturen bis 42 °C möglich, wie in den Sommern 2018 und 2019 beobachtet wurde.
Zukünftig könnten Hitzewellen nach Angaben des Umweltbundesamtes in Deutschland um das Fünffache häufiger auftreten als heute, wenn keine umfassenden Maßnahmen zur Klimaanpassung ergriffen werden. Diese Entwicklungen stellen eine zunehmende Herausforderung für den Bevölkerungsschutz dar und erfordern eine strategische Anpassung bestehender Maßnahmen.
Auswirkungen auf den Bevölkerungsschutz
Die steigende Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen haben direkte und indirekte Auswirkungen auf die Gefahrenabwehr.
Eine Studie aus Würzburg zeigt, dass während Hitzewellen das Risiko für kardiovaskuläre Notfälle um 17 % steigt. Zudem nehmen nicht-traumatische Notfalleinsätze, darunter Fälle von Hitzeschlag, Dehydrierung und Kreislaufzusammenbrüchen, um 40 % zu (Schneider, Thieken & Walz 2023). Diese Zunahme stellt eine erhebliche Belastung für Rettungsdienste und Krankenhäuser dar, die während längerer Hitzeperioden an Kapazitätsgrenzen stoßen können.
Kritische Infrastrukturen sind ebenfalls betroffen. Der Stromverbrauch steigt durch die verstärkte Nutzung von Klimaanlagen, was zu Netzausfällen führen kann. Gleichzeitig steigt der Wasserverbrauch an heißen Tagen um bis zu 40 %, während gleichzeitig die Wasserressourcen abnehmen. Hohe Temperaturen haben zudem direkte Auswirkungen auf Verkehrsinfrastrukturen: Asphalt kann Temperaturen über 50 °C erreichen, wodurch Straßenbeläge beschädigt und Schienen verformt werden können (WHO 2024).
Nicht nur die Bevölkerung ist betroffen, sondern auch Einsatzkräfte selbst. Feuerwehrleute, Rettungsdienste und Katastrophenschutzhelfer sind bei hohen Temperaturen einer erheblichen körperlichen Belastung ausgesetzt. Studien zeigen, dass die körperliche Leistungsfähigkeit bei Temperaturen über 30 °C um bis zu 30 % sinkt, während das Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme bei körperlicher Anstrengung um 200–300 % steigt (WHO 2024).
Zusätzlich erhöht sich das Risiko für Waldbrände. In den Jahren 2018 und 2022 wurden in Deutschland 300 % mehr Waldbrände registriert als in durchschnittlichen Sommern, was die Feuerwehren vor besondere Herausforderungen stellte.
Maßnahmen zur Anpassung des Bevölkerungsschutzes
Um den steigenden Herausforderungen durch Hitzewellen zu begegnen, müssen gezielte Maßnahmen im Bevölkerungsschutz etabliert werden.
Ein zentraler Bestandteil ist die Entwicklung und Implementierung von Hitzeaktionsplänen (HAPs) auf kommunaler Ebene. Diese Pläne umfassen unter anderem Frühwarnsysteme zur rechtzeitigen Information der Bevölkerung, Maßnahmen zur Risikokommunikation sowie die Einrichtung öffentlicher Kühlräume und Trinkwasserstationen.
Neben präventiven Maßnahmen müssen auch die Einsatzstrategien angepasst werden. Einsatzpläne sollten flexible Schichtsysteme beinhalten, um belastende Arbeiten in die kühleren Tageszeiten zu verlagern. Rettungsdienste und Krankenhäuser sollten ihre Notfallkapazitäten anpassen, um hitzebedingte Gesundheitsprobleme effizient bewältigen zu können. Feuerwehr- und Rettungskräfte benötigen spezielle Schutzmaßnahmen wie ausreichend Hydrierung und kühle Erholungsräume.
Langfristig sind infrastrukturelle Anpassungen notwendig. Begrünte Stadtgebiete können die Umgebungstemperatur um 2–5 °C senken und somit Hitzestaus in urbanen Räumen reduzieren. Reflektierende Straßenbeläge und verbesserte Belüftungskonzepte tragen ebenfalls dazu bei, die Auswirkungen von Hitzewellen zu minimieren.
Fazit: Anpassung des Bevölkerungsschutzes an Hitzewellen notwendig
Hitzewellen stellen eine zunehmende Herausforderung für den Bevölkerungsschutz dar. Die steigende Mortalität, die Überlastung der Rettungsdienste und die Bedrohung kritischer Infrastrukturen erfordern gezielte Anpassungsmaßnahmen.
Hitzeaktionspläne, optimierte Einsatzstrategien und infrastrukturelle Anpassungen sind essenziell, um die Auswirkungen extremer Temperaturen zu bewältigen. Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, dass Hitzewellen ein fester Bestandteil zukünftiger Katastrophenschutzstrategien sein müssen. Durch frühzeitige und gezielte Maßnahmen kann die Resilienz gegenüber Hitzewellen erhöht und die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet werden.