Kommunale Gefahrenabwehrplanung – Bevölkerung im Fokus

Die Gefahrenabwehrplanung auf kommunaler Ebene steht vor der Herausforderung, nicht nur die Verwaltung und die operative Gefahrenabwehr zu organisieren, sondern auch die Bevölkerung als integralen Bestandteil in den Bevölkerungsschutz einzubeziehen. Eine effektive Gefahrenabwehr erfordert ein Zusammenspiel von Verwaltung, Einsatzkräften und Bürger:innen, um in Krisensituationen widerstandsfähig zu sein. Doch wie kann die Bevölkerung aktiv in das Risiko- und Krisenmanagement eingebunden werden? Diese Frage ist zentral für die Entwicklung zukunftsfähiger Konzepte auch im Katastrophenschutz.
Die Herausforderung
Während die Bedarfsplanung für die operative Gefahrenabwehr wie Feuerwehr und Rettungsdienste gut etabliert ist, gibt es nur wenige Ansätze zur aktiven Einbindung der Bevölkerung. Gerade in außergewöhnlichen und lang andauernden Krisensituationen wie dem Hochwasser 2021 zeigte sich die Bedeutung der Selbst- und Nachbarschaftshilfe. Viele Menschen waren auf sich allein gestellt oder unterstützten ihre Nachbarn. Diese Erfahrungen machen deutlich, dass Resilienz nicht allein durch institutionelle Strukturen gewährleistet werden kann, sondern auch die Eigeninitiative der Bevölkerung erfordert. Die Konzeption von Anlaufstellen, von Katastrophenschutz-Leuchttürmen, ist dabei ein Teil in der Umsetzung und Vorplanung. Neben der Infrastruktur bedarf es aber auch eines Konzeptes, wie diese in die Gefahrenabwehr eingebunden werden und an welchen Schnittstellen der Informationsaustausch gelingen kann. Die Katastrophenschutzgesetze der Länder sehen die Information der Bevölkerung über Möglichkeiten der Selbsthilfe ausdrücklich als Aufgabe der Gemeinden vor.
Kommunale Resilienz
Die Bevölkerung ist Teil der kommunalen Gefahrenabwehr und muss in alle Phasen des kommunalen Risiko- und Krisenmanagements (Prävention, Vorbereitung, Bewältigung und Nachbereitung) einbezogen werden. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, die Bevölkerung nicht nur als Leistungsempfänger, sondern als aktiven Teil der Gefahrenabwehr zu betrachten. Ein ganzheitlicher Ansatz auf lokaler Ebene beginnt damit, die Bevölkerung von Anfang an in die Planung einzubeziehen. Die lokalen Gegebenheiten werden analysiert und in einem moderierten Partizipationsprozess Vertreter:innen der Zivilgesellschaft sowie Akteure der Gefahrenabwehr zusammengebracht. Ziel ist es, Schnittstellen, Zuständigkeiten und notwendige Vorbereitungen für Krisensituationen zu definieren. Dabei ist es besonders wichtig, bereits organisierte Teile der Zivilgesellschaft einzubinden und auf bestehenden Strukturen aufzubauen.
Um die Resilienz auf kommunaler Ebene zu stärken, sind typischerweise folgende Aspekte zentral und in die Diskussion im Rahmen von Beteiligungsverfahren einzubeziehen: Schnittstellen definieren und Kommunikationswege sichern: Zwischen Bevölkerung und Gefahrenabwehr müssen klare Kommunikationsstrukturen geschaffen werden, die auch in Krisenzeiten belastbar bleiben.
Vernetzung und Risikokommunikation stärken
Soziale Netzwerke in der Bevölkerung sind wichtig, um Nachbarschaftshilfe und gegenseitige Unterstützung zu fördern. Dazu gehören auch Sensibilisierungsmaßnahmen, die einfach und verständlich über lokale Gefährdungen und empfohlene Handlungen informieren.
Krisenvorsorge systematisieren: Checklisten und Leitfäden helfen der Bevölkerung, sich auf Notfälle vorzubereiten. Auch die Bevorratung von Lebensmitteln und anderen Ressourcen ist ein zentraler Baustein.
Vulnerable Gruppen berücksichtigen
Menschen mit besonderen Bedürfnissen benötigen im Krisenfall gezielte Unterstützung, zum Beispiel durch barrierefreie Anlaufstellen und spezielle Informationsmaterialien. Hilfe koordinieren: Die Zusammenführung von Hilfsbedarfen und -angeboten muss strukturiert erfolgen, um in der Krise effektiv reagieren zu können. Hierfür bedarf es personeller Ressourcen.
Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Eigenverantwortung der Bürger:innen fördern, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Behörden stärken. Wichtig ist dabei, dass die aufgeführten Maßnahmen nicht für sich allein stehen oder als Einzelmaßnahmen verstanden werden, sondern dass es für einen Mehrwert wichtig ist, die Maßnahmen und Aspekte in bestehende Planungen zu integrieren. Dies bedeutet, dass die verschiedenen Akteure der Gefahrenabwehr eng miteinander vernetzt und ihre Zuständigkeiten und Ressourcen klar aufeinander abgestimmt sind. Nur durch eine ganzheitliche Integration der Maßnahmen in bestehende Strukturen und eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten kann eine effektive und widerstandsfähige Gefahrenabwehr gewährleistet werden.
Ein Weg zu mehr Resilienz und Verantwortung
Die integrierte Gefahrenabwehrplanung zeigt, wie wichtig es ist, die Bevölkerung als aktiven Partner in das Risiko- und Krisenmanagement einzubeziehen. Moderierte Beteiligungsprozesse ermöglichen es, lokal angepasste Lösungen zu entwickeln und die Resilienz von Kommunen nachhaltig zu stärken.
Durch die frühzeitige Einbindung der Bürger:innen können Verantwortungsübernahme und Eigeninitiative gefördert werden. Nur durch eine enge Zusammenarbeit von Behörden und Bevölkerung können Krisen erfolgreich bewältigt werden. Kommunen können durch ein Konzept, das die Bevölkerung bereits in der Vorbereitungsphase einbezieht, ihre eigene Resilienz gegenüber Krisenereignissen erhöhen und die Gefahrenabwehrstrukturen vor Ort entlasten. Dies ist der Schlüssel, um auch in zukünftigen Krisen handlungsfähig zu bleiben.