Methoden der Rettungsdienstbedarfsplanung: Simulation

Simulationsmodelle sind ein unverzichtbares Werkzeug in der modernen Bedarfsplanung und -optimierung im Rettungsdienst. Sie bieten eine Möglichkeit, komplexe Systeme zu analysieren und auf potenzielle Szenarien vorzubereiten, die durch analytische Methoden schwer oder gar nicht zu lösen sind. Durch Simulationen können unterschiedliche Strategien und Maßnahmen getestet werden, bevor sie in der Praxis umgesetzt werden. Nachfolgend werden die Grundlagen, Anwendungsmöglichkeiten und Anforderungen von Simulationsmodellen im Rettungsdienst erläutert.

Mathematisches Modell und Berechnungsmethode

Simulationsmodelle basieren auf der Nachbildung realer Systeme durch mathematische und logische Modelle. Im Rettungsdienst bedeutet dies, dass reale Faktoren wie Einsatzfrequenz, Einsatzdauer, Standort der Rettungswachen und Verfügbarkeit von Rettungsmitteln in das Modell einfließen. Dabei wird oft eine diskrete Ereignissimulation genutzt, um zu analysieren, wie verschiedene Szenarien ablaufen könnten.

Ein großer Vorteil von Simulationsmodellen ist die Möglichkeit, dynamische Veränderungen im Rettungsdienst zu berücksichtigen. Zukünftige Entwicklungen und Prognosen können durch die Simulation von variablen Faktoren wie Einsatzaufkommen, Verkehrsbedingungen oder Wetterbedingungen integriert werden. Dies macht Simulationsmodelle besonders nützlich, um auf unvorhergesehene Ereignisse oder langfristige Trends im Rettungsdienst reagieren zu können.

Durchführbarkeit der Bemessung für den Rettungsdienstträger

Eine eigenständige Durchführung von Simulationsmodellen ist für Rettungsdienstträger in der Regel nicht ohne weiteres möglich. Simulationssoftware erfordert in den meisten Fällen eine individuelle Programmierung und maßgeschneiderte Anpassungen an die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Rettungsdienstes. Neben spezialisierter Software sind zudem fundierte Fachkenntnisse in der Modellierung und Analyse notwendig.

Empfohlenes Durchführungsintervall

Eine Simulation sollte dann eingesetzt werden, wenn die Fragestellungen oder die Wechselwirkungen im System zu komplex sind, um sie mit herkömmlichen analytischen Methoden zu beantworten. Besonders dann, wenn Feedbackmechanismen oder nichtlineare Wechselwirkungen im Rettungssystem zu erwarten sind, bietet eine Simulation eine fundierte Grundlage für die Planung. Es gibt kein festes Intervall für die Durchführung von Simulationen – sie sollte situativ in Abhängigkeit der Komplexität der Frage oder bei signifikanten Systemänderungen durchgeführt werden.

Organisatorische Bedingungen

Für eine erfolgreiche Simulation müssen die grundlegenden Strukturen des Rettungssystems bekannt sein. Simulationsmodelle sind sehr flexibel und können genutzt werden, um verschiedene Einsatzstrategien zu bewerten. So lassen sich etwa unterschiedliche Dispositionsstrategien simulieren oder die Auswirkungen des Einsatzes von Mehrzweckfahrzeugen untersuchen. Die organisatorischen Bedingungen hängen somit stark von den spezifischen Fragestellungen und den zu prüfenden Szenarien ab.

Infrastrukturelle Bedingungen

Ein Simulationsmodell kann ebenfalls Aufschluss darüber geben, ob Anpassungen an der bestehenden rettungsdienstlichen Infrastruktur notwendig sind. Mögliche Änderungen, wie die Neuzuweisung von Versorgungsbereichen oder der Bau neuer Rettungswachen, können als Szenarien in einer Simulation getestet werden, bevor diese Entscheidungen in der Praxis umgesetzt werden.

Optimierungspotenzial

Die Fähigkeit von Simulationsmodellen, komplexe Systeme zu analysieren und zu optimieren, ist unbestritten. Sie bieten Bedarfsplanern die Möglichkeit, eine bereits funktionierende Struktur weiter zu verfeinern und zu optimieren. Durch die Simulation verschiedener Szenarien können potenzielle Engpässe oder ineffiziente Abläufe identifiziert und verbessert werden, was in einem realen System oft nur schwer erkennbar ist.

Notwendige Datengrundlagen

Die Qualität und Genauigkeit der Simulation hängen entscheidend von den verwendeten Daten ab. Zu den notwendigen Datengrundlagen gehören Strukturdaten des Rettungsdienstes, wie die Anzahl und Standorte der Rettungswachen, sowie Infrastrukturdaten des Einsatzgebiets und eine verlässliche Einsatzdokumentation. Diese Daten müssen kontinuierlich aktualisiert werden, um valide Simulationsergebnisse zu gewährleisten.

Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse

Die Ergebnisse von Simulationsmodellen sind in der Regel sehr transparent und nachvollziehbar. Da die Modelle auf realen Daten basieren und jede Änderung von Parametern exakt dokumentiert wird, ist es möglich, die Auswirkungen einzelner Faktoren klar darzustellen. Dies erleichtert die Kommunikation der Ergebnisse und sorgt für eine hohe Akzeptanz bei Entscheidungsträgern.

Validierungen

Simulationsmodelle werden seit vielen Jahrzehnten international angewandt und haben sich in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft und Praxis als valide Methode zur Analyse komplexer Systeme etabliert. Sie werden kontinuierlich weiterentwickelt, was ihre Verlässlichkeit und Aussagekraft weiter erhöht.

Zeitaufwand und Durchführung der Bemessungsmethode

Der Zeitaufwand für die Entwicklung und Durchführung einer Simulation hängt stark von der Komplexität des Modells und der Verfügbarkeit der notwendigen Daten ab. Während einfache Simulationen kurzfristig umgesetzt werden können, kann die Entwicklung eines individuellen, auf die spezifischen Anforderungen des Rettungsdienstträgers zugeschnittenen Modells mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Kostenprognose

Die Kosten für die Durchführung von Simulationsmodellen hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe des zu untersuchenden Rettungsdienstbereichs, dem Umfang der Datenerhebung und der Komplexität des Modells. Da jede Simulation individuell entwickelt wird, ist eine pauschale Kostenprognose schwierig. In der Regel wird die Vergütung auf Basis der benötigten Beratungsstunden oder -tage abgerechnet.

Erfahrungswerte

Simulationsmodelle werden international seit vielen Jahren erfolgreich angewendet, auch im Bereich des Rettungsdienstes. Wir haben diese Methode bereits in einer Vielzahl von Projekten erfolgreich eingesetzt, insbesondere bei Fragestellungen zur Zentralisierung von Rettungsdiensten und der Optimierung von Dispositionsstrategien, wie beispielsweise der „Nächste-Fahrzeug-Strategie“.

Fazit

Simulationsmodelle bieten eine äußerst flexible und präzise Methode, um komplexe Systeme im Rettungsdienst zu analysieren und gezielt zu optimieren. Sie sind besonders wertvoll, wenn analytische Methoden an ihre Grenzen stoßen, da sie dynamische Veränderungen und nichtlineare Zusammenhänge zuverlässig abbilden können. Zudem ermöglichen sie, unterschiedliche Szenarien durchzuspielen, ohne direkt in die Praxis eingreifen zu müssen. Aufgrund ihrer Flexibilität und der klaren Ergebnisse sind Simulationsmodelle ein unverzichtbares Werkzeug für die moderne Bedarfsplanung im Rettungsdienst. Sie helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Effizienz der rettungsdienstlichen Infrastruktur und Einsatzplanung nachhaltig zu verbessern.

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