Qualitätssicherungsberichte (QSB) als Instrument zur Optimierung des Rettungsdienstes

Veränderte Daten in der Grafik

Die steigenden Anforderungen an den Rettungsdienst, verursacht durch wachsende Einsatzzahlen, demografischen Wandel und eine veränderte Inanspruchnahme, machen eine kontinuierliche Überprüfung der erbrachten Leistungen unerlässlich. Neben langfristigen Planungsinstrumenten wie dem Rettungsdienstbedarfsplan (RDBP) bieten Qualitätssicherungsberichte (QSB) eine flexible und zeitnahe Möglichkeit, die Effizienz und Qualität im Rettungsdienst zu analysieren und gezielt zu verbessern.

Unterschiede zwischen Rettungsdienstbedarfsplänen und Qualitätssicherungsberichten

Während der Rettungsdienstbedarfsplan die strukturelle und strategische Planung des Rettungsdienstes über einen Zeitraum von meist fünf Jahren vorgibt, konzentrieren sich Qualitätssicherungsberichte auf die regelmäßige Überprüfung der tatsächlichen Leistungsdaten. Diese beiden Instrumente ergänzen sich optimal: Der RDBP liefert den Rahmen, der QSB ermöglicht eine kontinuierliche Anpassung an sich verändernde Bedingungen.

Vorteile eines Qualitätssicherungsberichts

  1. Fokus auf Qualität: Der QSB analysiert die tatsächlich erbrachten Leistungen und stellt diese den im RDBP definierten Zielvorgaben gegenüber. So können Abweichungen frühzeitig erkannt und Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet werden.
  2. Regelmäßige Anpassung: Durch kürzere Intervalle – etwa jährliche Berichte – können dynamische Veränderungen im Einsatzgeschehen schneller berücksichtigt und Maßnahmen zeitnah implementiert werden.
  3. Einbeziehung von Feedback: Ein Qualitätssicherungsbericht kann systematisch Rückmeldungen von Einsatzkräften und Patienten integrieren, um praxisnahe und alltagstaugliche Verbesserungsvorschläge zu entwickeln.
  4. Kosteneffizienz: Im Vergleich zu einem RDBP, der umfassend die gesamte Struktur des Rettungsdienstes analysiert, konzentriert sich der QSB auf gezielte Leistungskennzahlen (Key Performance Indikatoren KPI). Dadurch ist der Aufwand für die Erstellung geringer, was die Kosten reduziert.

Qualitätssicherungsberichte und KPI

Ein zentrales Element von Qualitätssicherungsberichten ist die Analyse von Key Performance Indicatoren (KPI), die bereits im Rahmen von Rettungsdienstbedarfsplanungen definiert wurden. Beispiele für relevante KPI im Rettungsdienst sind:

  • Einsatzaufkommen und -raten (getrennt nach Notfallrettung, Krankentransport, Notarztalarmierungen)
  • Einsatzteilzeiten (z. B. Ausrückdauern, Anfahrtsdauern etc.)
  • Hilfsfristanalyse
  • Analyse der Fehlfahrten
  • Abmeldequote der Krankenhäuser

Der QSB ermöglicht es, diese Kennzahlen regelmäßig zu überprüfen und auf Abweichungen oder Trends zu reagieren, bevor sie sich negativ auf die Gesamtleistung des Rettungsdienstes auswirken.

Praktische Umsetzung eines QSB

Die Erstellung eines QSB sollte systematisch und datenbasiert erfolgen. Dabei können folgende Schritte als Orientierung dienen:

  1. Datenerhebung: Grundlage für den QSB sind valide und vollständige Einsatzdaten, wie sie in den Leitstellen erfasst werden. Ergänzend können Feedbackbögen von Einsatzkräften und Patienten verwendet werden.
  2. Datenanalyse: Die Analyse erfolgt gezielt auf Basis der definierten KPI. Ein Beispiel ist die Untersuchung, ob Hilfsfristüberschreitungen mit bestimmten Tageszeiten oder Einsatzarten korrelieren.
  3. Darstellung der Ergebnisse: Die Ergebnisse des QSB können in Form eines Laborberichts oder eines ausführlichen Dokuments aufbereitet werden, der Abweichungen von Zielvorgaben klar visualisiert und priorisierte Maßnahmen empfiehlt.
  4. Ableitung von Maßnahmen: Auf Basis der Analyse können konkrete Verbesserungsvorschläge formuliert werden, etwa die Anpassung von Schichtplänen, die Einführung neuer Einsatzmittel wie Notfall-KTW oder die Optimierung der Leitstellenalgorithmen.
  5. Regelmäßige Wiederholung: QSB sollten in festen Intervallen (z. B. jährlich) erstellt werden, um eine kontinuierliche Qualitätssicherung zu gewährleisten.

Beispielhafte Anwendung: Optimierung der Hilfsfristerreichung

In Kundenprojekten konnten Qualitätssicherungsberichte durch uns bereits erfolgreich eingesetzt werden, um die Einhaltung der Hilfsfrist zu überprüfen und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung zu entwickeln. Dazu wurden unter anderem folgende Aspekte analysiert:

  • Zeitliche und geografische Verteilung von Einsätzen.
  • Auswirkungen von Verkehrsspitzenzeiten auf die Einsatzdauer.
  • Verfügbarkeit von Einsatzmitteln in verschiedenen Rettungswachenversorungsbereichen.

Auf Basis dieser Analysen konnten Vorschläge wie die Einführung zusätzlicher Einsatzfahrzeuge oder die Verlagerung von Rettungswachen umgesetzt werden, was zu einer signifikanten Verbesserung der Hilfsfristerreichung geführt hat.

Herausforderungen und Grenzen

Obwohl QSB ein wertvolles Instrument sind, gibt es auch Herausforderungen:

  • Datenqualität: Die Aussagekraft eines QSB hängt maßgeblich von der Qualität und Verfügbarkeit der zugrunde liegenden Daten ab.
  • Integration in bestehende Strukturen: Der QSB sollte den RDBP nicht ersetzen, sondern als ergänzendes Instrument verstanden werden.

Fazit

Qualitätssicherungsberichte (QSB) bieten eine wertvolle Ergänzung zum Rettungsdienstbedarfsplan, um die Qualität und Effizienz im Rettungsdienst regelmäßig zu überprüfen und gezielt zu optimieren. Durch ihren Fokus auf Key Performance Indikatoren, die Einbeziehung von Feedback und die flexible Anpassbarkeit tragen sie dazu bei, den Rettungsdienst besser an dynamische Herausforderungen anzupassen.

In einer Zeit, in der Effizienz und Qualität gleichermaßen gefragt sind, sollte der QSB ein fester Bestandteil moderner Rettungsdienststrukturen werden – nicht als Ersatz für langfristige Planungsinstrumente wie den RDBP, sondern als dynamisches Element zur Sicherung der Versorgungsqualität.