Risikoanalyse Wald- und Vegetationsbrände: Grundlage für effektive Einsatzplanung

Waldbrand

In den letzten Jahren haben Trockenheit und Hitzeperioden die Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden in Deutschland erhöht. Die Zunahme der Häufigkeit und Intensität dieser Brände zeigt, wie entscheidend eine gezielte Vorbereitung und die Erstellung angepasster Einsatzpläne sind, wie sie auch von den Kommunen und Feuerwehren gefordert werden. (z. B. § 3 BHKG oder § 2 NBrandSchG). Hierbei ist es wichtig zu beurteilen, in welchen Teilen der jeweiligen Gebietskörperschaft besondere Schwerpunkte liegen, welche Einsatzmittel benötigt werden und welche vorgeplanten und erprobten Einsatztaktiken zum Erfolg führen können.

In diesem Zusammenhang stellen sich mehrere Fragen:

  • Wie kann die Waldbrandgefahr erkannt werden?
  • Welche vorbeugenden Maßnahmen sind sinnvoll und wie kann die Einsatzplanung auf dieses Risiko abgestimmt werden?

Eine geeignete Grundlage zur Beantwortung dieser Fragen und Basis für die Erstellung eines Konzeptes zum Umgang mit Wald- und Vegetationsbränden ist die Risikoanalyse-Wald- und Vegetationsbrand.

Besonderheiten von Wald- und Vegetationsbränden

Wald- und Vegetationsbrände stellen eine besondere Herausforderung für die Brandbekämpfung dar. Sie zeichnen sich insbesondere durch eine hohe Ausbreitungsdynamik aus, die vor allem durch Wind- und Wetterverhältnisse, Topografie und Bodenbeschaffenheit beeinflusst wird. Diese Faktoren sind jedoch stark von der konkreten Ausprägung abhängig. Ein „one size fits all“-Ansatz ist daher in Bezug auf Ausrüstung, taktisches Vorgehen etc. nur bedingt geeignet.

Die Beurteilung des Waldbrandrisikos beginnt daher mit einer detaillierten Analyse des spezifischen Geländes und seiner Risiken, einschließlich der Zugänglichkeit, der potenziellen Löschwasserversorgung sowie der Lage besonders gefährdeter Objekte wie Siedlungen in Waldrandnähe oder Infrastrukturen.

Grundlagen der Risikoanalyse

Die Erfahrung zeigt, dass eine zielgerichtete Risikoanalyse auf der Basis raumbezogener Daten eine ideale Grundlage bietet, um sich auf relevante Szenarien vorzubereiten, die an die lokalen Gefährdungen und Besonderheiten angepasst sind. Die entwickelte Methodik basiert dabei auf einer zweidimensionalen Risikobetrachtung, wie sie in den einschlägigen Rahmenwerken zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz zugrunde gelegt wird. Bewertungsgrundlage sind somit sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit als auch das prognostizierte Schadensausmaß als bestimmende Faktoren des Wald- und Vegetationsbrandrisikos. Das Ergebnis der Risikoanalyse ist eine räumlich differenzierte Beurteilung des Risikos auf Basis von erprobten Risikoindikatoren.

Bewertung von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß

Zur Bewertung der Eintrittswahrscheinlichkeit eines Brandereignisses werden unter anderem die Risikoindikatoren Waldbedeckung, Landbedeckung und Bodentyp analysiert und nach ihrer Ausprägung klassifiziert. Um den Einfluss der vorhandenen Waldtypen auf die Eintrittswahrscheinlichkeit zu bewerten, wird die Waldbedeckung in Laubwald, Nadelwald und Mischwald unterteilt.

So entsprechen Nadelwälder der Risikoklasse 3 mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit, da insbesondere Nadelbäume wie Kiefern, Fichten, Tannen, Lärchen und Douglasien aufgrund ihres trockenen Totholzes und der Brennbarkeit ihrer ätherischen Öle und Harze eine deutlich erhöhte Entzündlichkeit aufweisen. Im Gegensatz dazu haben Laubwälder einen feuchteren und damit schwerer entflammbaren humosen Oberboden, der die Wahrscheinlichkeit eines Vegetationsbrandes tendenziell verringert.

Die Art der Landnutzung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Eintrittswahrscheinlichkeit. Da die meisten Waldbrände durch menschliche Aktivitäten verursacht werden, steigt die Eintrittswahrscheinlichkeit in Gebieten, die verhältnismäßig stärker besiedelt oder frequentiert sind. So stellen im Sinne der Risikoanalyse das Vorhandensein bzw. die Nähe von Siedlungen oder stark frequentierten Wanderwegen das höchste Risiko dar, gefolgt von landwirtschaftlich genutzten Flächen und Grünflächen, je nach Intensität der menschlichen Nutzung.

In die Bewertung des Schadensausmaßes fließen neben Faktoren wie Baumarten, Bodenfeuchte und -beschaffenheit, Neigungswinkel des Geländes vor allem die Möglichkeiten der Löschwasserversorgung und die potenzielle Exposition von Objekten bzw. Siedlungsflächen im Brandfall ein.

Aus der Kombination von Eintrittswahrscheinlichkeit und potenziellem Schadensausmaß ergibt sich die Risikomaßzahl für das bewertete Gebiet. Je höher die Risikomaßzahl ist, desto größer ist das Risiko und desto mehr Maßnahmen zur Risikoreduzierung sind erforderlich.

Ableitung von Maßnahmen aus der Risikoanalyse

Die raumbezogene Analyse auf Basis dieser Erkenntnisse erweist sich in der Anwendung als passgenaues Werkzeug, um eine effektive Differenzierung im Sinne der Risikobewertung vornehmen zu können. Aus den Erkenntnissen der Risikoanalyse lassen sich realistische Planungsszenarien ableiten, die als Grundlage für die Festlegung der notwendigen Ausstattung, der Vorsorgemaßnahmen sowie der Vorbereitung bestimmter Einsatzmaßnahmen dienen. Beispielsweise kann auf Basis der Ergebnisse risikobasiert und präzise entschieden werden, in welchen Bereichen die Vorhaltung von zusätzlichem Löschwasser geplant werden sollte oder welche speziell auf die jeweilige Vegetation und Bodenbeschaffenheit abgestimmte Ausrüstung bei den örtlich zuständigen Einheiten vorgehalten werden sollte.

Fazit: Vorteile einer raumbezogenen Risikobewertung

Der Vorteil der Waldbrandrisikoanalyse liegt in der Möglichkeit, je nach Anwendungsgebiet Anpassungen vorzunehmen, sodass sie sowohl als Grundlage für die Anwendung bei Flächenkreisen zur Abstimmung der Einsatztaktik und -ausstattung als auch für die Kommunen zur Erstellung konkreter Einsatzplanungen für bestimmte Szenarien geeignet ist.Wesentliches Ergebnis ist immer die Erkenntnis, in welchem Umfang risikomindernde Maßnahmen erforderlich sind. Auf Basis der Ergebnisse kann im Sinne einer Soll-Ist-Bewertung entschieden werden, ob und welche Maßnahmen, Anschaffungen oder Ausbildungsinhalte notwendig sind.

Die Risikoanalyse trägt nicht nur dazu bei, das potenzielle Schadensausmaß zu reduzieren, sondern auch die Effizienz und Sicherheit der Einsatzkräfte zu erhöhen. Durch die Identifikation relevanter Risikofaktoren und deren systematische Analyse kann das Gefährdungspotenzial genau abgeschätzt und präventive Maßnahmen gezielt eingesetzt werden. Das Wissen um geeignete Vegetationspflege, Risikozoneneinteilung und spezifische Einsatzstrategien stärkt die Fähigkeit von Städten und Gemeinden, Wald- und Vegetationsbränden frühzeitig zu begegnen und im Ernstfall optimal vorbereitet zu sein.

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